Ulla Meinecke Band in Ahlen: „Vom Schlendern bis übers Meer“ - Podcast verfügbar!!!

Wenn schon „Schlendern Luxus ist“, dann war das Konzert der Ulla Meinecke Band in der Lohnhalle der ehemaligen Zeche Westfalen am Donnerstag in Ahlen „Luxus mit Sternchen“. Die Veranstaltung der Kulturgesellschaft Ahlen in Kooperation mit der Projektgesellschaft Westfalen hätte durchaus noch einige Zuschauer mehr verdient gehabt, doch die rund 120, die zur Lohnhalle „geschlendert“ waren, dürften den Weg nicht bereut haben. In gemütlicher Atmosphäre in kleinen Sitzgruppen und bei Kerzenschein hatten die Verantwortlichen der imposanten Halle den Hauch von Club-Konzert verpasst.

Neben Ulla Meinecke, im Programmheft als „die Grand Dame der poetischen deutschen Popmusik“ angekündigt,  bilden Gitarrist und Bassist Ingo York sowie Tastenmann Reinmar Henschke die Ulla Meinecke Band… und es gab durchaus Momente, dass diese kleine, aber feine Band einen Klangteppich wie ein Orchester hinlegte. Das machte Spaß und war eindrucksvoller Beleg dafür, dass das Trio aus hochklassigen Musikern besteht. Seit Jahren arbeiten die drei zusammen, verriet uns Ulla Meinecke vor dem Konzert im Interview „…mit Reinmar seit zwanzig Jahren, mit Ingo fünfzehn“. Dass trotz der langjährigen Zusammenarbeit jedes Konzert anders ist, erfuhren die Musiker bereits beim Soundcheck. „Diese Halle ist schon eine Herausforderung“, stellte Ulla Meinecke beeindruckt fest „das kann ich heute komplett auf den Hall verzichten“.

 

Es spricht für alle Beteiligten, dass der anschließende Konzertabend klangtechnisch perfekt über die Bühne ging. Die Ulla Meinecke Band präsentierte einen emotionalen, durchaus ironisch-kritischen Mix aus Gesang und gesprochenen Texten. Herrlich zum Beispiel Ulla Meineckes Feststellung „Anti-Aging ist so erfolgsversprechend wie ne Katzenklappe am U-Boot“, um dann direkt im Anschluss Danny Dziuks „Ich bin zu alt“ zu interpretieren. 

 

Der Verfasser dieser Zeilen ist mit der Musik von Ulla Meinecke aufgewachsen. Klar, wer damals schon Udo Lindenberg gehört hat, kam auch an Ulla nicht vorbei… und das schon lange vor der „Tänzerin“, der Song, der 1983 deutsche Musikgeschichte schreiben sollte. Mein Lieblingsalbum von Ulla Meinecke stammt aber aus dem Jahre 1991. Auf „Löwen“ coverte die Sängerin auf ganz besondere Art und Weise – mit hervorragenden deutschen Texten – Songs von Joe Jackson, Carol Bayer Sager, Bruce Springsteen oder Bruce Hornsby. Leider hat es bis heute davon keine zweite Folge gegeben… na ja, ich hab`s mir zumindest im Interview von ihr gewünscht (und durfte dafür im Hintergrund ein unterstützendes Nicken mit „Gefällt mir“-Daumen von Keyboarder Reinmar Henschke einstreichen). Warum erwähne ich das? Weil Ulla Meinecke mit Marc Cohns „Walking In Memphis“ und „Grapefruit Moon“ von Tom Waits zwei englischsprachige Songs im Programm hat, die vielleicht auch einen deutschen Meinecke-Text verdient hätten (und auf dem aktuellen Live-Album bietet sich dann noch „You`re So Vain“ von Carly Simon an).

 

Nach „Grapefruit Moon“ – O-Ton Ulla Meinecke „Ein Song aus meiner Notfallapotheke vom Meister des Trosts – Tom Waits!“ – folgt eine Pause.

 

Der zweite Teil beginnt mit einem Instrumental-Stück aus der Feder von Pat Metheny, dem sich dann das wunderbare „Wenn wir Glück haben“ anschließt. Bei „50 Tipps“ – der legendären eingedeutschten Version von Paul Simons „50 Ways To Leave Your Lover“ – klatscht das bis dato andächtig verzauberte Publikum dann begeistert mit. Weitere Songs aus der langen Karriere von Ulla Meinecke schließen sich an. Mit dem Titel „Schlaf“ beendet das Trio das Konzert.

 

Zugabe? Na klar, Ahlen hat „Die Tänzerin“ noch nicht gehört. Doch die Ulla Meinecke Band überrascht das Publikum mit „Bis ans Ende der Welt“. Ein Udo Lindenberg-Song, den er Ende der 70er gemeinsam mit Ulla Meinecke geschrieben hat. Lieben Dank dafür! Wie heißt es so schön? „Das ist unser Song“, freut sich der Schreiber des Berichts.

 

Zugabe Nummer 2? Ja, die Zeit ist reif für „Die Tänzerin“. Dafür kommt der „kleine rote Sklave“ – ein Cassetten-Tape-Deck“ zum Einsatz.

 

Schlusspunkt ist schließlich das herrlich emotionale „Übers Meer“ von Rio Reiser.

 

Nach zweieinhalb Stunden endet ein wunderbares Konzert. Logo, mit Ulla Meinecke als „Boss“, aber mit zwei sensationellen Sidemen. Was Ingo York und Reinmar Henschke in diesem Projekt an Musik fabrizieren ist erste Klasse und macht einen Riesen-Spaß.

 

Ulla Meinecke Band nochmal in Ahlen? Gerne wieder – im vergangenen Jahr spielte sie bereits beim Stadtfest („…das war es im Juni kälter als heute im November“) – aber beim Konzert in der Lohnhalle ist der intime Zauber ihrer Musik auf alle übergesprungen.

 

Ansonsten… Ulla Meinecke Band in Hamm? Hätten wir auch nix gegen.

 

Tipp: Nach dem Konzert verkaufte und signierte Ulla Meinecke noch die brandneue Live-Doppel-CD "Wir waren mir Dir bei Rigoletto, Boss!". Lohnt sich :-)

 

 

Podcast

Interview von Pedda Scheurer und Ralf Grote mit Ulla Meinecke

 

Weitere Fotos zum Konzert in Ahlen

www.ulla-meinecke.de

www.kulturgesellschaft-ahlen.de