Klangkosmos: Ramel Aleppo spielt mystische Kompositionen aus der Levante (Podcast verfügbar)

Die erste Reise im neuen Jahr führt den Klangkosmos in Hamm am Dienstag, 20. Januar, um 17.30 Uhr in der Lutherkirche nach Vorderasien in ein Land, dessen politische Lage mittlerweile seit mehr als vier Jahren die Schlagzeilen beherrscht: Syrien. Unsere musikalischen Gäste kommen aus der zweitgrößten Stadt Syriens. Aleppo hat eine etwa 4.000 Jahre alte, dokumentierte Geschichte und gehörte bis zum Beginn des Bürgerkrieges zu den wichtigsten kulturellen Zentren der arabischen Welt. An der Seidenstraße gelegen, machten Händler aus Ost und West in der Stadt Halt, um Waren und Wissen zu tauschen. Sie trugen wesentlich zum Reichtum und zur frühen Bedeutung der Stadt bei. Durch die Förderung des Herrschers al-Malik az-Zahir (dritter Sohn Saladins) gründeten sich ab dem 12. Jh. zahlreiche Sufi-Bruderschaften mit religionsphilosophischen Schulen in Aleppo, die über Jahrhunderte den internationalen Austausch mit Musikern, Schriftstellern, Architekten und anderen Gelehrten pflegten. Hier verschmolzen bis in die Neuzeit mystische Tendenzen der arabischen, persischen und türkischen Welt mit kulturellen Kontexten, für viele Musiker der arabischen Welt war Aleppo wichtige Referenz für ihr künstlerisches Schaffen. 1986 wurde die komplette Altstadt – mittelalterliche Zitadelle, Umayyaden-Moschee, historischer Basar (weltgrößtes überdachtes historisches Marktviertel) – von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Ramel Aleppo

„Ramel“ bezeichnet eine Metrik der klassischen, arabischen Poesie und ist zugleich auch der Name für die höchsten Notenschlüssel bei der Oud, der arabischen Laute.

Bewusst haben die Musiker des Ensembles „Ramel Aleppo“ diesen klingenden Namen für ihr Quartett gewählt. Ihr Repertoire umfasst eine Fülle von mystischen Kompositionen aus der Levante (vor allem des Helaliya Sufi-Ordens), die im zeitgenössischen Stil gespielt werden. Die Anhänger des Ordens haben ihren Stil und ihre Kompositionen vor allem mündlich von Generation zu Generation überliefert, was ihrer Musik eine große Vitalität verlieh: statt im rein klassischen Sufi-Repertoire zu verharren, wurde sie so ständig weiterentwickelt und modernisiert. Die Musiker von Ramel Aleppo haben alle ihre Ausbildung im Al Helaliya Orden absolviert, dem u. a. auch die berühmten Komponisten Omar al Batch (1885-1950) und Bakri al Kurdi (1909-1979) angehörten, die zahlreiche Kompositionen schufen, die heute zum Standardrepertoire der Sufi Musik zählen.

Das Quartett spielt Kompositionen aus der syrischen, türkischen und ägyptischen Tradition des Ordens. Dabei wird die traditionelle Form des „Dhikr“ (= zeremonielle Andacht) aufrechterhalten. Normalerweise a cappella praktiziert, ergänzen Khaled al Hafez, Tarek al Sayed, Tamam Ramadan und Fawaz Baker bei ihren Konzerten den Gesangspart durch Kontrabass, Oud, Daf (eine Rahmentrommel) und Nay (Längsflöte).

Das Konzert von Ramel Aleppo beginnt um 17.30 Uhr in der Lutherkirche (Martin-Luther-Straße 27b, 59065 Hamm), der Eintritt ist wie immer frei!

Podcast: Meike Richter über das Konzert am 20. Januar mit Klangbeispiel