Happy Release-Day: „Nackt“ ist da! (Podcast verfügbar)

„Ich bin noch nie Papa geworden, aber irgendwie fühlt es sich so an“ - Die Kapelle Petra hat nach einigen Monaten der Schwangerschaft ihr jüngstes Baby zur Welt gebracht und beim Sänger Guido „Opa“ Scholz Vatergefühle geweckt.

Guido "Opa" Scholz (l.) im Gespräch mit Martin Bytomski

„Nackt“ heißt die neue Platte, doch die Fans können beruhigt sein: Gleich 13 Songs finden sich auf sechsten Album des Trios aus Hamm, nackt ist es also keinesfalls. Hinter dem bandintern vieldiskutierten Titel verbirgt sich vielmehr eine Wahrnehmungsbeschreibung. „Wir hatten das Gefühl, die Platte ist sehr echt. So als ob man sich auszieht. Vom Text her, wir haben es aber auch sehr 'roh' aufgenommen. Nicht so viel Synthie-Kram, nicht viel verfälscht“, erklärt Scholz. Entstanden sind rockige, hymnische, nachdenkliche und laute Stücke. Es sind die typischen Kapelle-Ohrwürmer (Weltkulturerbe, Irgendwas ist blöd, Alles ist gut), die auch beim jüngsten Emporkömmling prägend sind. „Ich und mein Hund“ ist eine rockige Ausnahme. Eher Evolution statt Revolution. Sieht auch Scholz so: „Wir werden immer Kapelle bleiben, das ist unsere Musik und werden wir nicht ändern. Das kann auch nur so funktionieren.“

Thematisch ist die Kapelle so weit weg von dem klamaukigen Gassenhauer „Geburtstag“ wie noch nie. Ein entlarvender Blick auf die Gesellschaft und das Auge fürs Detail zeichnen „Nackt“ aus, nach Albernheiten sucht man fast vergeblich. „Es ist anders, für uns fühlt es sich aber richtig und ehrlich an“, meint Songwirter Scholz, der die Themen auf der Straße aufsaugt, in sein rotes Heftchen schreibt und teilweise erst nach Monaten in Liedform bringt. Diese handeln vom Ausbrechen aus den gewohnten Strukturen (Seitdem ich Johnny Cash bin), der bequemen Genügsamkeit (Bundesjungendspieleteilnahmebescheinigung) oder dem positiven Neubeginn (Restart Mann). „Wir sind etwas tiefsinniger geworden“, bekennt auch Scholz.

Eine spürbare Herzensangelegenheit ist Scholz auf dem Track „Radio an“ die Kritik an dem gleichklingenden Einheitsbrei der Seichten Deutschen Welle, die gerade durch das Land schwappt. „Ich finde es zwar schön, dass deutschsprachige Musik wieder da ist. Die deutschen Songpoeten sind auch alle toll. Man hat aber das Gefühl, dass die immer funktionieren und das auch immer bedient werden muss“, ereifert sich Scholz und beklagt weiter: „Es wird nicht mehr nach rechts und links geschaut. Das finde ich schade, denn es gibt so viel gute Musik, die auch im Mainstream funktionieren könnte. Doch die geht in der Masse zwischen Giesinger und Bourani unter.“ Ein Plädoyer, das zweifellos auch für die im Radio kaum existente Kapelle selbst gültig ist.

Dass das Zuhause der Band aber nicht die Platte und nicht das Radio, sondern vor allem die Bühne ist, bewiesen Scholz, Gitarrist Rainer „Der tägliche Siepe“ Siepmann und Schlagzeuger Markus „Ficken“ Schmidt just am Releasetag von „Nackt“ am 22. März in der Münsteraner Sputnikhalle. In dem charmanten Betonbunker heizte die Kapelle den nach neuen Liedern gierenden Fans richtig ein. Trotz des mancherorts mäßigen Klangs nahmen die freudetrunkenen Anhänger das neue Material begeistert auf, tanzten ausgelassen und intonierten neben den alten Hits minutenlang die einprägsame Melodie von „Also stoßen wir an“.

Ein grandioser Auftakt zu einer ausdauernden Tour, die die Truppe unter anderem nach Berlin, Hamburg und München führt. „Wir sind froh, dass wir unsere neuen Songs live spielen können. Wir haben da voll Bock drauf, Konzerte sind unser Steckenpferdchen“, sagt Scholz. Nach dem energiegeladenem Auftritt in der ausverkauften Sputnikhalle ist klar: Das ist keine Phrase sondern eine Ansage!

 

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Vor dem Konzert in Münster unterhält sich Guido „Opa“ Scholz mit RRH-Reporter Martin Bytomski